Vorwärts zu 2006Geschichte eines Umbaus

2001 - So kann das nicht bleiben

Mal ehrlich - wer ist schon vom originalen Erscheinungsbild einer Savage so begeistert, dass die Maschine so bleiben muss? Also ich nicht. Man kann immer etwas schöner machen und je länger man darüber nachdenkt, umso unfertiger erscheint einem das Original. Der Originalzustand. Der  ist wirklich ein Zustand. Im Idealfall ein vorübergehender...

Nun, ich hatte mir einen 94 cm breiten Fehling-Lenker von Hein Gericke und auf der "Motorräder 2001" in Dortmund schwarze Kellermänner an Land gezogen, die mir die Mechaniker meiner Werkstatt im April montierten. Zusätzlich hatte ich mir eine mit schwarzem Schrumpfschlauch ummantelte Spiegler-Stahlflexbremsleitung mit roten Anschlüssen bestellt, die bei dieser Gelegenheit gleich mit installiert wurde. Die hinteren Blinker und die Sturzbügel flogen in die Restetonne. Dafür konnte endlich die MMB-Uhr mit gelbem Zifferblatt an den Lenker geschraubt werden. Die ist beleuchtet, so dass man auch im Dunklen immer auf der Höhe der Zeit ist. (Wichtig, wenn man zur Arbeit muss.) Nach diesem kleinen Umbau erschreckte ich mich erst mal entsetzlich über die große Wirkung auf Sitzposition und Handling. Ich dachte, ich hatte ein neues Gefährt unterm Hintern. Stimmte ja gewissermaßen auch. Heute könnte ich mir jedoch nix anderes mehr vorstellen. Und schöner sieht die Suzi so auf jeden Fall aus. Übrigens hat mir die Stahlflexleitung seitdem schon paarmal das Leben gerettet.

2002 - TÜV-Alarm!

Das Jahr 2002 wurde schrauberisch gesehen ein ruhiges, bis auf die Anschaffung eines RR-Öltermometers. Im Herbst tourte ich wegen nicht ausgetragener hinterer Blinker zu dem TÜFer, der mir vor anderthalb Jahren den neuen Lenker eingetragen hatte. Ich hegte die leise Hoffnung, dass ich auch fortan nur mit den Lenkerblinkern fahren konnte. Schließlich hatte der Mann ja damals gesehen, dass die hinteren Kellen fehlten. Nein, es ging überhaupt kein Weg daran vorbei - die hinteren Blinker mussten wieder dran! Im Dezember wurde also wieder die Festbeleuchtung angeschraubt und mit der Erteilung der neuen TÜV-Plakette gab es keine Probleme.

2003 - Die Rache (es geht voran)

Zur Kommpension des Frusts langte ich beim sinnvollen Zubehör ordentlich zu: anstelle eines SuperTrapps (zu teuer) kam im Februar 2003 ein BSM-Dämpfer ins Haus und auch eine vorverlegte Rastenanlage von Suzuki musste her. Auf der "Motorräder 2003" in Dortmund nahm ich noch zwei schwarze Kellermann Micro_1000 für das Hinterteil mit. Rache kann soooo schön aussehen.

Das Austauschen der Rastenanlage war gar nicht so schwer. Wenngleich sie sich auch als nicht ganz kompatibel zum dafür vorgesehenen Mopped rausstellte: Die rechte Halteplatte musste an einem Loch nachgearbeitet werden. Rastenanlage war dran, dafür bekam ich das hintere Bremslicht nicht mehr ausgestellt, weil sich der Bremshebel nach Betätigung nicht in seine Ausgangsstellung zurück begab. Bei Suzukis sagten sie, es läge am defekten Seilzug. Nee, mit mir nicht Freunde, lieber zog ich den Hebel per Fuß zurück. Thema beendet.

Die Auspuffblende allerdings trieb mich in den Wahnsinn. Zwei so mickerige Kreuzschlitzschrauben (!) derart unzugänglich anzuordnen, muss jemandem wirklich Spaß gemacht haben. In der Suzuki-Werkstatt kam das Ding schließlich auch noch dran - ähh - ab. Der Anbau des BSM-Dämpfers klappte dann auch relativ problemlos und vor allem alleine. Allerdings regte sich danach Madames Eigenleben und die Widerspenstige spuckte innerhalb von zwei Monaten und 2000 Kilometern zwei ABE-pflichtige DB-Killer auf die Straße. Was sollte man dazu sagen? Es folgten mehrere illegale Monate vorsichtigen Gas gebens, damit die Nachbarschaft nicht in Aufruhr versetzt wurde.

Vor Antritt der geplanten Sachsen-Tour war der Motorölwechsel fällig. Eigentlich kein Problem - wenn Herkules nicht gerade den vorherigen Wechsel durchgeführt hat. Leider hatte Herkules Dienst. Zumindest beim Einssetzen der Ablassschraube. Ich konnte diesen Herren zwar nicht mehr verpflichten, aber El Colonel war ein hilfsbereiter Kerl und die Schraube gab schließlich nach.

Der Fachwerkstatt überließ ich den Gabelölwechsel, weil ich davon nun überhaupt keine Ahnung hatte. Dabei kamen gleich progressive Gabelfedern von Wirth mit rein und BMW-Faltenbälge von irgend einer älteren GS auf die Standrohre drauf.

Auch die Sitzbank musste neu bezogen werden - ihr Bezug war dabei, sich in Wohlgefallen aufzulösen. Alleine traute ich mich nicht so richtig ans Eingemachte. Beim Sattler ließ ich sie jedoch gleich mit flacher und härter polstern. Man wird ja schließlich älter und muss mehr auf die Gesundheit achten.

Zwischendurch raubten Straßendiebe meinem Mopped über Nacht das Ölthermometer und die Werkzeugrolle. Ich war vielleicht stinkig! Weil ich das Thermometer als unverzichtbar erachtete, kaufte ich Tage später ein zweites und hoffentlich letztes für Suzi. Jetzt soll sie mal schön drauf aufpassen.

Im August schließlich bekam die Pröttelkiste kürzere Beine verpasst. Zwei Zentimeter kürzer stehen ihr gut und es fährt sich gut (außer vielleicht bei 120-140 km/h in unebener Kurve). Außerdem: tief genug kann ein richtiges Mopped doch eh nicht sein. Oder?

Schließlich dachte ich an den unmöglichen Heckfender und besorgte mir bei E.u.K. einen Flachfenderrohling, der eines schönen Tages mein Motorrad zum Einsitzer machen sollte. Soweit so gut.

2004 - Going Underground

Das Jahr begann unspektakulär mit Kopfspinnereien. Davon tat sich natürlich nichts aufregendes an der Maschine. Mal abgesehen von selbsttätigen Korrosionsaktivitäten an verschiedensten (Rahmen-)Teilen. In Februar gönnte ich Suzi Breithebel aus dem Louis-Katalog. Die machten das Kuppeln und Bremsen richtig griffig. Nie wieder ohne!

Nachdem ich monatelang Umbaupläne für das Heck geschmiedet und wieder verworfen hatte, schien sich nun allmählich eine Idee zu manifestieren. Um später nicht allzu lange auf mein einziges Transportmittel zu verzichten, gab es nur eine Möglichkeit zur Durchführung des Umbaus - Zweitteile besorgen und bearbeiten. Nach der Fertigstellung wird ausgetauscht.

So begab ich mich im Sommer auf Gebrauchtteilsuche: ein Felgensatz plus Bremsankerplatte, ein Tank, zwei Seitendeckel und ein Vorderradfender von der VT 600 (Honda Shadow). Der Fender passte prima in meine Umbaupläne. Meiner Meinung sah er besser aus, als das originale Savage-Blech.

Nun, da alles auf Halde lag, konnte ich mich heimlich, still und leise an die Arbeit machen. Mein Plan beinhaltete schwarz beschichtete Felgen mit Edelstahlspeichen. Also begann ich, die Felgen zu  zerlegen. Kleinste Übung - zerlegen macht immer Spaß! Ich ließ bei  der Firma Menze in Hagen zwei neue Speichensätze anfertigen, brachte die Felgenbetten zum entchromen nach Lünen zur Firma Dörre und später samt Naben nach Nottuln zum Kunststoffbeschichten in die Firma Humberg. Danach wurden neue Lager von FAG, die ich bei Blässinger in Bochum besorgte, eingesetzt und ich speichte die Felgen neu ein. Das Vorderrad war eine echte Herausforderung. Fragt nicht nach Sonnenschein! Zum Radumbau Dagegen war die Hinterradfelge ein Witz. Fertig eingespeicht kam alles wieder zu Menze, wo die Felgen zentriert wurden und gleich ein neuer Vorderradreifen (günstig von Delti) aufgezogen wurde. Pünktlich zum TÜV-Termin am 19. November steckte das schwarze Luder auf seiner Achse und zwischen den Gabelholmen. So  war der Jahresplan 2004 termingerecht erfüllt worden. Die Hinterradfelge wartete derweil warm und trocken auf dem Boden auf ihren Einsatz. (Einzelheiten zum Radumbau)

Da sich mein Heckfenderrohling doch nicht so ganz in die Designpläne meines Umbaus einfügte, musste dieser den Besitzer wechseln und ein anderes Modell gesucht werden. Genau das war, wie schon die Jahre zuvor, das eigentliche Problem. Finde mal einer ein rundes Universalblech, das zum 140er Rad mit 15"-Felge passt. Wahrscheinlich wird so etwas eher für den brandaktuellen 360er Reifen angeboten (wobei das ja nun absolut affig aussehen würde, weil der ja nich mehr rund is). Irgendwann fand ich mit Hilfe meines Savage-Kumpels Heiko bei CCE doch etwas nutzbares, doch der Preis für den blanken Wahnsinn sorgt vorerst für kurze Arme und zu tiefe Taschen. Basta!

Dafür war der Weihnachtsmann dieses Jahr gnädig und bescherte mir ein mattschwarzes Arizona-Rücklicht, das mit Sicherheit gut zu den kleinen Micros von Kellermann passen wird. Vor allem sind beide Leuchtmittel (gut artikuliert, was?) noch mit farbigen Gläsern ausgestattet. Ich kann diese Dinger mit LEDs hinter Klarglasscheiben absolut nicht verknusen. Das geht gegen den guten Geschmack, finde ich jedenfalls.

Und sonst? Natürlich träume ich derweil weiter von Veränderungen an meiner zahmen Wilden, denn dieses Heck wird irgendwann garantiert gegen ein echtes getauscht werden, das Rücklicht und die hinteren Blinker auch und ein anderes Lackkleid ist sowieso absolut unvermeidbar. Deshalb:

2005 - Die unendliche Geschichte geht weiter... 

Mein Feuchtbiotop mit dem Pseudonym "Garage" hatte ich Ende Januar endlich verlassen. Sollen doch die Ratten und Mäuse fressen und vollkötteln was immer sie jetzt finden. Seit Sommer 2004 stand meine Rappelkiste sowieso am Haus unter freiem Himmel und ich hatte seit Monaten einfach keine Aussicht auf eine Garage. Ruhrgebiet, ich liebe dich! Die Folge solcher Obdachlosigkeit und zusätzlichen Winterbetriebs waren natürlich heftigste chemische Reaktionen. Das könnt Ihr Euch ja denken.

Zur Reparatu[h]rWas mich jedoch am meisten nervte, war dieses von innen ewig beschlagene Uhrgehäuse. Kaum war es draußen etwas nass, konnte man keine Uhrzeit mehr erkennen. Außerdem konnte die Feuchtigkeit auch so nicht gut sein. Was nass ist, das rostet - irgendwann. So  begannen die Schraubereien 2005 mit Reparaturarbeiten.

Da mir ein Satz Dichtungspapier entschieden zu teuer war, holte ich mir einen alten Rollerschlauch vom Reifenhändler. Davon wurde ein Stück abgetrennt, gesäubert und passend zugeschnitten. Das gute Stück kam als Dichtung zwischen Halteplatte und Gehäuse und gebietet der Feuchtigkeit endlich Einhalt. Uns so kam es, dass sich an meiner Savage auch ein Roller-Teil findet...;-) (Einzelheiten zur Reparatu[h]r)

Der Winter war vorüber und mein Mopped hat ihn, genau wie ich, einigermaßen überlebt. OK, da war natürlich Rost am Rahmen, die originale vorverlegte Rastenanlage von Suzuki entblättere sich teilweise und - bedingt durch Korrosion an Steckverbindungen - fiel mal der Blinker und das Abblendlicht aus. Auch das Rücklicht machte die Fliege. Der Zylinder ölte etwas mehr als üblich, aber auch das war im Grunde nicht der Rede wert. Nur das neue Rad sah aus wie am ersten Tag. Kein Rost, kein nichts. Na wenigstens das.

Die Saison hatte inzwischen begonnen, Ölwechsel war erledigt und Anfang Juni sattelte ich mein Roß, um gemeinsam mit dem Fuffziger zum Bayerntreff zu düsen. Es war ein ziemlich warmer, sonniger Tag und kurz nach Dortmund ereilte uns der erste Stau mit Stop & Go-Phasen. Es dauerte nicht lange, da fing meine Savage an, wie wild zu Qualmen. Ich wollte nicht wissen, wie heiß inzwischen der Motor bzw. das Öl war, aber offensichtlich heiß genug. Zum Glück kam bald ein Parkplatz. Von dort aus ließ ich den Fuffziger alleine weiter ziehen. Ich wartete mir bei der Hitze einen Wolf und kämpfte mich schließlich wieder zurück nach Hause.

Die alte Nockenwelle mit deutlichen PittingsBeim Eintopftreffen in Freudenberg kam es dann zur Operation am offenen Herzen durch unseren hoch verehrten und geschätzten Dr. Penaten Blue. Ich hatte gleich mit eine neue Steuerkette organisiert - wenn schon, denn schon. Wie sich zeigte, war das auch bitter nötig. Diagnose: defekte Nockenwelle durch zuviel Dichtmasse unterm Zylinderkopfdeckel und eine gelängte Steuerkette. Ich war einem Herzkasper nahe, aber Blue und Chopper bekamen die Sache relativ schnell in den Griff. Neue Teile rein, Deckel drauf, fertig. Die Party konnte weiter gehen.

HJW & Pele bei der Zahnriemen-OPAuf der Heimreise am nächsten Tag kam ich jedoch nicht weit: nach nicht mal zehn Kilometern riss der Zahnriemen auf der Autobahn! Aber ich hatte Glück im Unglück und wurde von Pele und Hardy unter Einsatz ihres Lebens von der Piste geholt. Pele und HJW schraubten dann einen Ersatzriemen auf die Scheiben und seitdem schnurrt sie wieder. Bin ich froh!

So konnte ich mich im August wieder schöneren Dingen zuwenden, nämlich dem Hinterrad. Die Pelle musste noch vor dem Winter runter und eine neue drauf. Also, Reifen bestellt und ab mit allen erforderlichen Teilen zur Werkstatt und dort alles fachmännisch austauschen lassen. (Guckst Du fertigen Radsatz hier oder hier)

Dass es nicht ewig so weiter gehen konnte, hätte ich mir eigentlich denken können. Am 1. November, während hierzulande die meisten Leute friedlich in den Allerheiligen-Feiertag schliefen, machte ich mich bei Kälte und Nässe auf zur Arbeit. Entweder war ich noch nicht wach oder mein Schutzengel meinte auch, er könne noch schlafen... Ich jedenfalls flog in hohem Bogen von meinem heißgeliebten Motorrad, als ich ein Bahngleis zu spitzwinkelig überqueren wollte. Ruck, schleuder, peng, rutsch - da lagen wir beide. 'Wie blöd muss man sein!', konnte ich schon wieder denken. Jeder Fahrlehrer bringt einem die Grundlagen des Motorradfahrens bei. Auch, dass man nicht mal bei Trockenheit so dämlich über eine Schiene fährt. Ja, ich wusste es. War meine Schuld. Resultat der Aktion: Einen Monat Krankenschein und kaputtes Mopped.

In meiner kleinen Verzweiflung postete ich diese Neuigkeit in unser IG-Forum und war die nächsten Tage erschlagen von der Hilfsbereitschaft meiner wilden Kameraden. Das Mopped konnte schon einen Tag später durch Peet und Strobi von der Piste geholt werden und fand bei Ganja Winterasyl.

Hier klicken und die anderen Kaputt-Bilder sehen.Die linke Seite sah schon etwas mitgenommen aus. (Details) Da waren einige Austauschteile von Nöten: Lenker (verbogen), Kellermann (stark abgeschliffen),  Kupplungshebel (abgeschliffen, aber optisch nicht defekt!), Spiegel (Glas geplatzt), Riser links (Gewinde bzw. Schraube rausgerissen), Tank (verbeult), Fahrerraste (abgeschliffen), Soziusraste (abgeschliffen), Federbein (Dämpferkappen abgeschliffen), Pulley (Stücke ausgebrochen), Blinker hinten (abgebrochen), Spritzschutz (abgerissen), Kennzeichenhalter (abgerissen), Kennzeichen und -halteplatte (verbogen). Mit einigen Macken kann ich meine Savage leben lassen, solange die Teile ihre Funktion aufrecht erhalten. Tank vermackt? Na und? Hauptsache dicht. Federbein rostet? Na und? Hauptsache es federt. Kellermann verschrammt? Na und? Hauptsache er blinkt.

Ganja, Lotzi und Schmoelzer spendeten Teile, Peet kümmerte sich um die Raste und Schrauber Ganja verhalf meinem Distelmobil im Mai wieder zur Einsatztauglichkeit. Für Eure großartige Hilfe danke ich Euch allen. Auch für moralische Unterstützung im LS 650-Forum meinen Dank an alle!

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